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Sondermeldung: Tom Waits

STARKULT präsentiert
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...and more bears (2)

Monotreme Records

FINK auf Platz 90 der Album-Charts!

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Subterfuge - 10 jährigen Bandjubiläum

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Bad Religion auf 13 in die charts

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Bad Religion

Rancid / Hepcat neue Veröffentlichungen

Die holländische Musikszene auf der Popkomm 2000

Backyard Babies

Die holländische Musikszene auf der Popkom 2000 Teil2

Hallo Musikfreunde,

nachdem wir ja bereits mit dem Hank Williams Hörbuch ein wenig Neuland betreten haben, gehen wir jetzt noch einen Schritt weiter und präsentieren mit: DIE STONES SIND WIR SELBER ein Buch!! Dem Titel entsprechend bleiben wir dem Kontext Musik natürlich treu.

Die beiden Autoren Tom Tonk und Zepp Oberpichler legen her einen unterhaltsamen Roman vor, der sich "mit der Frühzeit des Rock im Ruhrpott beschäftigt" und "..eine liebevolle Erinnerung an eine Jugend ohne allgegenwärtige Popkultur, ohne MTV, ohne SMS, ohne riesige Rockfestivals und ohne Champions League" ist (Musik Express12/02).

O-Ton der Autoren: "Das ist kein Rock`n`Roll Journalismus, das ist ein Stück gelebter Rock`n`Roll! Mit Wahn, Sinnsuche, Ruhrpott, Sex, Suff und alledem."

Ein Roman in der Tradition von Werken wie High Fidelity (Nick Hornby) oder Lost in Music (Giles Smith).

Mit freundlichem Gruß,

Jörg Timp / die Starkult Crew

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- Infos zum Buch
- Lesetermine
- Textpassagen, zum Abdruck frei bei Quellenangabe und bei Zusendung eines Belegs

====

Titel: Die Stones sind wir selber Roman
Autoren: Zepp Oberpichler & Tom Tonk
ISBN: 3-922750-45-1
Umfang: 240 Seiten
Ausstattung: gebunden mit Schutzumschlag
Preis: 14,90 Euro
Verlag: Henselowsky / Boschmann

Kurzinfo:
Ende der 60er Jahre gründen sie ihre eigene Band. Proben, Auftritte, Erfolge. Sie schicken sich an, die besten Rolling Stones zu werden - zumindest im Ruhrgebiet. Ein Roman mit Rock 'n' Roll im Blut und Blues auf der Seele.

Das junge Ruhrgebiet liegt den Beatles zu Füßen, die Rolling Stones singen über Satisfaction und Theodor Bornbeck muss auf dem Klavier den H-Moll-Akkord von Johann Sebastian Bach suchen. Dann trifft er Willi. Willi raucht, Willi trinkt, Willi hat die längsten Haare und Willi weiß alles über die Stones. Die kennt Theo nur aus Zeitungsartikeln, die sein Vater ihm allzu gerne vorliest: Sollen Krawallburschen sein. Sind Seuchenherde. Haben Sex und keine Ehe. Theo und Willi tun sich zusammen, gründen mit "Schweiger" Schulze eine Band? Beat! Party! Mädchen! Irrenhaus! Die Stones werden sie selber, und zwar die besten - zumindest im Ruhrgebiet.

Eigenbewertung in drei Sätzen:
Ein Roman über den ganz normalen Wahnsinn der 60er Jahre. Ein großspuriges Stück Lebenslust mit rotzfrechem Humor. Rock 'n' Roll eben.

Die Autoren:
Zepp Oberpichler - geboren 1967 in Duisburg, Musiker (Gitarre); über 100 veröffentlichte Songs mit Bands wie Zepp Strange, Die Kinskis, Schlaffke & Zepp; schreibt für diverse Punk-Fanzines; eigene Werbeagentur in Duisburg.
Tom Tonk - geboren 1965 in Gelsenkirchen, Musiker (Gesang); Herausgeber verschiedener Musik- und Lifestyle-Magazine, Gastschreiber in diversen Krachblättern; seit 1996 selbstständig.

Zepp Oberpichler & Tom Tonk spielen zusammen in der Band Jimmy Keith & his Shocky Horrors stilvollen, schnellen Rock 'n' Roll.

==== Lesetermine ====

16.01.03. Duisburg, Hundertmeister (Saal) 20.00h
30.01.03. Düsseldorf, Coffy (Altstadt) 20.00h
06.02.03. Salvete, Angermund 20.00h

===== Freigegebene Textpassagen ====

Auszug aus dem 2ten Kapitel
Von einer Geheimkartei für Nikotinsünder, einer ungekämmten Nachgeburt und den Platten der Stones

...Willis guter Rat drehte in Theos Schädel noch ein paar Runden, als er in sein Zimmer ging und die Platte auflegte. Die Platte, die ihm höchstwahrscheinlich Schwierigkeiten bringen würde, er hatte da so ein Gefühl. Waren es nicht seine Eltern, die stets neue Weltrekorde im Kopfschütteln aufstellten, wenn sie in der Zeitung über derartige Hottentottenmusik lasen? Sei's drum. Er entschied sich, alles zu riskieren, und senkte den Tonarm behutsam auf die Scheibe mit dem gefährlichen Virus. Dafür oder dagegen, Krieg oder Frieden, Bach oder die Stones - gleich würde er es wissen. Er lag auf seinem Bett und wartete auf zwölf Portionen reeller Musik.
Das Knacken und Knistern aus der Box verriet ihm, dass jemand vor ihm diese Platte offenbar schon sehr häufig gehört hatte. Vielleicht wegen des dreckigen Riffs, von dem er immer noch nicht wusste, was das überhaupt war, und von dem er immer noch hoffte, es würde seine Welt verbessern. Den Lautstärke-Regler hatte er vorsichtshalber bis zum Anschlag aufgedreht. So kurz vor der Erlösung wollte er keinen Fehler machen. Laut knisternd zog die Nadel ihre Bahnen, die die Rillen ihr wiesen. Frieden!
Es roch nach einem netten, mystischen Moment.
Plötzlich ein ohrenbetäubender Lärm, ein apokalyptisches Beben, ein gigantischer Ausbruch von Urgewalt.
Was war los? War das die Platte? Waren das die Stones oder die Russen? Oder hatte sich der Schlachthof am Ende der Straße durch seinen eigenen Darm gepresst?
Theo stand senkrecht im Bett. Bereit, dem Dritten Welt-krieg, der soeben begonnen hatte, tapfer ins Auge zu schauen.
Kein Mensch konnte ernsthaft von ihm verlangen, sich in dem Gewirr der kreischenden Gitarren und der wild hämmernden Schlagzeugmaschinerie eines gewissen Charlie Watts zurechtzufinden - kein Mensch, außer er selbst. Es war höchste Zeit. Er musste endlich diesen verdammten Einstieg zu dieser fremden Galaxis finden. Aber wie? Etwa durch diesen sehr überdrehten Gesang? Die abgegriffene Plattenhülle machte einen Mick Jagger als Inhaber der Stimme aus. Viel schlauer machte ihn das nicht. Seltsam genug, dass diese Stimme weder brav noch lieblich war; aber dass dieser dürre Furz mit dem großen Mund offensichtlich in voller Absicht so verlottert herumschrie, verdiente einen gewissen Respekt und hatte nichts mit den Schlagersängern zu tun, über die er manchmal im Radio stolperte.
Mick Jagger schrie weiter. Vom Text verstand Theo natürlich jede einzelne Zeile, und das war auch bitter nötig.
Well, she used to run around with every man in town...
Er konnte sich schon denken, wovon Herr Jäger gerade sang, die alte Sau. Er war sich auch ziemlich sicher, dass das Leben dieses Engländers nichts mit dem eigenen gemein hatte und dass dies ein Missstand war, den es schnellstmöglich zu beheben galt. Oh ja, ein erwärmender Gedanke. Spent all my money playing a high class game...
Er legte sich wieder aufs Bett, hing ein paar Gedanken nach, wippte mit dem Fuß.
Because I used to love her... but it's all over now...
In seiner Lage würde eine filterlose Zigarette sicherlich nicht schaden. Eine Freundin aber auch nicht.
Während sich in seinem Kopf und seiner Hose ein zartes Verlangen nach gut küssenden Babes rührte, war das Stück schon zu Ende und Jagger mit seiner kleinen Lady längst über alle Berge. Nicht übel. Zumal elf weitere Songs nur darauf warteten, ihn mit Dreck und Riffs zu bewerfen. Die Gitarren, die plötzlich ihren Weg durch das leise Lagerfeuer zwischen den Stücken frästen, waren nicht von schlechten Eltern, sondern von zwei ganz anderen Herren: Mister Richard und Mister Jones. Gitarren, laut und hart gespielt, das klingende Brikett.
Theo lag auf dem Bett und wurde gerade von der quakenden Wucht aus seinem Lautsprecher richtig schön durchgeknetet, da knallte die Tür auf und seine Mutter sprang herein.
"Bist du jetzt völlig übergeschnappt? Was ist das bloß für ein Lärm? In meinen eigenen vier Wänden! Mach das sofort leiser oder du lernst mich mal von einer ganz anderen Seite kennen!"
Allzeit bereit, wenn es darum ging, der Mutter einen Gefallen zu tun, begab er sich langsam zum Plattenspieler und drehte den Knopf für "Waffenstillstand" mit einer atemberaubenden Dösigkeit nach links. Nach einer halben Minute war es geschafft. Aus dem Kanonendonner wurde wieder Zimmerlautstärke. Doch statt einer geballten Ladung Dankbarkeit erntete Theo nur Ärger, Radau und Hysterie - und davon die ganze Palette.
"Leiser! Noch leiser! Mach's am besten ganz aus!"
"Wieso denn?"
Eine böse Frage, die seine Mutter so blöd glotzen ließ, als spiele Churchill auf seinem Geschlechtsteil For He's A Jolly Good Fellow. Wieso denn, wieso denn...
"...weil ich das so will!"
"Wieso denn?"
"Komm, frag nicht so blöd!"
Man konnte sagen, was man wollte: Ihre Argumente hatten einfach Klasse. Am Horizont winkten bereits zwei Wochen Hausarrest freundlich herüber.
"Mir gefällt der Lärm aber!" Er schnappte sich nochmals die Plattenhülle, um darin ein paar Meter tief zu versinken.
Die Mutter verstand keinen Spaß. "Lärm ? das ist genau das richtige Wort! So etwas kann doch nur von Verrückten kommen! Komm ja nicht auf die Idee, mir eine Platte der Beatles ins Haus zu schleppen!"
"Das sind die Rolling Stones!"
"Was, die? Diese Schläger? Diese Kriminellen? Die, die immer die Stühle zertrümmern?"
Nanu? Woher wusste sie vom Kleinholz? Ach ja: Für derartige Informationen war die Kasse vom Supermarkt zuständig, in dem seine Mutter regelmäßig verkehrte.
Alles klar. Theo nickte entspannt. Dann musste er grinsen. Ihm steckte der Schalk im Nacken. "Die fressen auch kleine Kinder und stecken Häuser in Brand!"
Ihr Kopf gewann an Farbe.
Er begann damit, sich wieder der Plattenhülle zu widmen. In den Augenwinkeln konnte er sehen, wie sie ausgebombt auf der Bettkante Platz nahm.
"Ich seh dich schon im Gefängnis, mein Sohn! Was werden die Leute denken - denk an Vatis Position! Und ich opfere mich all die Jahre für dich auf, gebe dir die beste Erziehung, die du dir vorstellen kannst - und was ist der Dank? Mein Sohn beginnt zu spinnen! Macht, was er will! Aber Undank ist der Welten Lohn! Mein Gott, was ist das bloß für eine Generation?"
Kopfschüttelnd starrte sie ins Nichts. Wie jemand, der Selbstgespräche führt.
"Und ich kaufe dir all die teuren Bach-Platten, bezahle deinen Klavierunterricht, und du fällst auf eine Bande herein, die nichts als Krawall im Kopf hat! Unfassbar!"
Tief seufzend erhob sie sich, strich das Bettzeug glatt und hinkte aus seinem Zimmer, wie jemand aus dem Zimmer hinkt, auf dessen Schultern die Last der ganzen Welt ruht.
Bye Bye Johnny.
Mit gierigem Blick schielte er auf die lärmende Wunderwaffe gegen Mütter, rollte sich vom Bett und ließ den Tonarm zum zweiten Mal auf die Platte sinken. Dem Lautstärkeregler verpasste er wieder die von Willi empfohlene Position.
Die Platte lief, und er ging auf Entdeckungstour. In der Tat war die Musik dreckig, viel dreckiger als seine So-cken. Dreckig genug, um brave Bürger durch ihre bloße Existenz provozieren zu können. Fein!
Er hörte sich die Platte ganz genau an, zwei-, drei-, siebenmal, und er fand - abgesehen vom Gesang, dem Bass und dem Schlagzeug - noch einen weiteren Grund, diese Scheibe zu mögen: Die Gitarren. Das Stück Confessin' The Blues blieb ihm besonders im Ohr. Es war langsamer und klagender als die anderen. Vielleicht musste er sich an das sonstige Tempo erst noch gewöhnen, vielleicht lagen bei ihm Melancholie und Mutter zu dicht beieinander. Vielleicht war es auch nichts von alledem.

20. Kapitel
Von waschechten Zufällen, sehr weiten Hosen, der traditionellen Curry-Variante und einem Flug zur Venus

Es ging auf den Herbst zu. Willi hatte damit begonnen, sich den Speck für denWinter anzufuttern. Theo sah ihn fast nur noch im Sessel, wo er sich mit Kartoffelchips und Dosenbier verbarrikadiert hatte und eine Zeitschrift nach der anderen verschlang. Dabei ging er gleichermaßen hastig wie lustlos vor. Mode, Graham Bonney und Pickelcremes interessierten ihn nicht. Dafür sorgte jeder Artikel, in dem das Wort Woodstock vorkam, für heftige, nostalgische Gefühlsausbrüche. Immerhin war Willi ja selbst dabei gewesen, so ein bisschen zumindest, live und mit Rucksack. Und natürlich musste er jede Neuigkeit darüber brühwarm berichten, ob einer zuhören wollte oder nicht. Binnen weniger Tage konnte er zu diesem Thema aus dem Stegreif ein vollständiges Referat halten:
"Also, das war so: Der Witz ist erst mal, dass das ganze Spektakel gar nicht in Woodstock, sondern hundert Kilometer weiter nördlich in Bethel ablief. Da hatte ein Bauer seinen Acker zur Verfügung gestellt, obwohl da erst die Behörden gar nicht mitspielen wollten. Scheiß was drauf, hat der sich gesagt, die Rübenzeit ist eh vorbei. Deswegen hat er dem Jungvolk auch die Landeerlaubnis erteilt.
Natürlich konnte er sich da noch nicht vorstellen, dass vierhundertfünfzigtausend Leute seinen Zuckerrübenboden umpflügen würden. Da hat er erst mal schön blöd aus der Wäsche geguckt und musste sich direkt eine rauchen. Starker Tobak für so ein Landei. Und wenn er dann noch gewusst hätte, dass Old Willi auf dem Weg zu seiner Farm versackt ist, hätte er sich wahrscheinlich direkt erhängt. Aber sei's drum, so war ich halt nur einer von den vielen hunderttausend, die auf dem Weg dahin irgendwie ste-cken geblieben sind. Schade, schade. Wenn ich bedenke, was mir da alles durch die Lappen gegangen ist, könnte ich mich stundenlang in den Arsch beißen!
Der Hendrix hat die amerikanische Nationalhymne rausgedonnert, mal eben so beim Gitarre-Stimmen. Und sein Purple Haze muss wohl das Schärfste gewesen sein, was man je gehört hat. Und dann waren da auch noch die Who, die haben mal wieder alles kaputtgehauen.

Oder diese wahnsinnige Röhre aus Sheffield, dieser Joe Cocker, Mann, hat der ein Organ! Hat ein Beatles-Stück gesungen, aber frag nicht wie! Die in der Zeitung schrieben, dass er das optimale Kontrastprogramm zu den härteren Sachen geboten hat, wie zum Beispiel Santana. Das ist eine Gruppe, die soll ganz eigenartige Musik machen, so eine Mischung aus Rock und südamerikanischen Rhythmen. Die Scheibe von denen hab ich mir schon bestellt!
Vor allen Dingen hab mal ein Ohr offen für Ten Years After und das Stück Going Home! Das haben sie gestern wieder im Radio gespielt, und ich hab gedacht: Das gibt's doch gar nicht! In England nennen sie den Gitarristen der Gruppe, Alvin Lee heißt der, Mr. Fastfinger, und das ist auch der einzig wahre Name für so einen Wahnsinnigen. Wie der über die Saiten flitzt, das grenzt an Akrobatik!
Ich werd mir die LP von denen holen und mich dann zwei Wochen zu Hause einschließen. Wenn ihr mich fragt: Ten Years After sind ein echter Tipp. Schon deswegen hat sich das für die Leute gelohnt, obwohl sie im Matsch campen mussten, da es am Tag vorher geplästert hat, als würde die Welt untergehen.
Dann gab es noch Boogie pur von Canned Heat, Joan Baez für die Folkies und so einen Blumenfred mit seiner Sitar. Die gute Janis Joplin sollte eigentlich auch spielen, ist dann aber im Verkehrschaos stecken geblieben. Ein Hubschrauber hat sie dann eingeflogen. Gesungen hat sie zwar nicht, aber zugucken ist ja auch schon was. War ja auch das größ= te Konzert überhaupt. Da spielte fast alles, was Rang und Namen hat. Beim nächsten Mal machen Diggin The Triggin die Abräume, das ist schon mal sicher wie das Amen in der Kirche."

Theo schlug die Zeitung auf und las den Artikel zum fünften Mal:
Guter Auftakt des Rock-Festivals in Essen
Die Bedingungen für den Start in das 1. German Rock-Meeting vom 25. bis 26. September im Grugapark in Essen waren optimal. Bei strahlendem Sonnenwetter tummelten sich ca. 3000 (meist langhaarige) Rockfans vor der Bühne. Das Kulturamt Essen, das dieses Rock-Meeting veranstaltet hat, wertet den ersten Tag als Erfolg. Dies gelte, so Kulturdezernent Borchert, nicht nur für die Qualität der musikalischen Darbietungen, sondern auch für die ausgesprochen positive Resonanz seitens der Zuhörer.
Das Publikum erlebte rund sieben Stunden Live-Musik bei freiem Eintritt.
Unter den vielen großen Namen war die eigentliche Überraschung die Nachwuchsgruppe Diggin The Triggin aus Duisburg, die den Konzertabend fulminant eröffnete. Ihr Repertoire bot eine gelungene Mischung aus Fremdkompositionen und Eigenmaterial. Überzeugen konnten sie mit ihren Versionen von "Hey Joe" und "Johnny B. Goode", aber auch ihre selbst geschriebenen Titel wie "Ich hab den Blues" oder der "Kreiswehrersatzamt-Boogie" kamen beim Publikum gut an.
Verwunderlich, dass die Band auch mit ihren deutschsprachigen Texten großen Zuspruch ernten konnte, da man solchen Versuchen bislang eher skeptisch gegenüberstand. Wenn Diggin The Triggin ihre Linie konsequent weiterverfolgen, wird von dieser Gruppe noch viel zu hören sein. Weiter ging es mit...
Theo faltete die Zeitung zusammen und legte sie neben die Bierdose zur weiteren Verfügung. In fünf Minuten würde er den Artikel zum sechsten Mal lesen und es immer noch nicht glauben.
Keiner von ihnen hatte damit gerechnet, dass die Sache ein so großer Erfolg werden sollte. Bis vor zwei Wochen hatten sie nicht einmal damit gerechnet, dass sie überhaupt auf dem Rock-Meeting spielen würden. Wie alles im Leben war auch das ein waschechter Zufall: Sie hatten ein Konzert auf dem Friedensfest in Moers gegeben und waren dort einem Tee trinkenden Kordhosenträger aufgefallen, der sich ihnen als Veranstalter vorstellte. Willi gab ihm spaßeshalber mal seine Adresse, wünschte dem Knaben noch ein frohes Schaffen und hatte ihn im nächsten Moment schon wieder vergessen. Einige Tage später flatterte plötzlich ein Brief mit der Einladung zum Konzert ins Haus. Der Gitarrist von Electric Ladyhand aus Dortmund hatte einen Bandscheibenvorfall und konnte nicht auftreten, nun wurde Ersatz gesucht. Und da dachte man an Diggin The Triggin.
Bei der Probe hatten sie nach jedem Song feierlich den Umschlag geöffnet, das Schreiben herausgenommen und immer wieder vorgelesen. Da stand, dass sie mit den bekanntesten Bands aus dem Pott spielen sollten, auf einem Konzert, auf einer Bühne, vor einem Publikum. Theos Sorge, dass sich der größere Rahmen und die bloße Anzahl der Zuhörer auf den Nervositätsgrad der Finger auswirken könnten, erwies sich als unbegründet.
Zahlreiche Freaks standen schon nach den ersten Takten Jumpin' Jack Flash auf und flippten durch die Gegend. Angetrieben vom Publikum steigerten sich Diggin The Triggin von Nummer zu Nummer. Willi schob dreist ein Solo beim Kreiswehrersatzamt-Boogie ein, stieg auf seinen Hocker und schlug mit den Füßen den Takt durch. Dafür gab es besonders viel Applaus, worauf Willi später hinter der Bühne dozierte, dass eine gute Show auch etwas hermacht. Sofern sie zum Image passt, versteht sich, aber er hätte da schon eine Idee. Seine empfohlene Sofortmaßnahme bestand darin, das Privatleben zukünftig etwas exzessiver zu gestalten und es den großen Vorbildern nachzutun. Wo kein Sex, da keine Presse, wo kein Rhythmus, da kein Blues.
Wenig später ließ er sich dabei erwischen, wie er auf der Toilette Uschi vernaschte und dabei Whisky soff. Der Hausmeister schmiss ihn vom Gelände, und sie bekamen den Artikel, den Theo nun zum sechsten Mal las.